Seit dem 17. November 2021 bin ich Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg. Alexandra Bukowski-Berthold sprach mit mir darüber, was ich im Bezirk voranbringen möchte und wie das gelingen kann.
Wie war der Einstand im Rathaus – was musste gleich zu Beginn auf den Weg gebracht werden?
Nachdem ich mich bei allen Mitarbeiter:innen persönlich vorgestellt habe, galt es, viele weitere Kennenlerngespräche zu führen. Zudem waren durch die Änderung des Bezirksverwaltungsgesetzes strukturelle Entscheidungen zu treffen. Die letzten Wochen waren von den Haushaltsberatungen geprägt. Die finanzpolitische Lage hat sich verändert. Nach Jahren der Haushaltsüberschüsse müssen wir in Berlin stärker mit dem auskommen,was wir einnehmen. Für die bürgernahe Verwaltung in den Bezirken gilt es dabei aber, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.
Tempelhof-Schöneberg hat den Aufholprozess bei der Personalausstattung noch lange nicht abgeschlossen. In dieser Situation müssen wir mit dem Abgeordnetenhaus als Haushaltsgesetzgeber darüber sprechen, dass dieser Prozess nicht gefährdet werden darf. Alle vom Land für die Bezirke versprochenen Finanzmittel müssen zur Verfügung gestellt werden. Das ist leider noch keine Selbstverständlichkeit.
Tempelhof-Schöneberg ist ein vielfältiger und bunter Bezirk. Was zeichnet ihn besonders aus?
Wir haben alles, was auch in Berlin zu finden ist. Von Großwohnsiedlungen in Marienfelde und Lichtenrade, urbane Strukturen in Schöneberg, Blockrandbebauungen in Tempelhof oder Einfamilienhausgebiete in Lichtenrade ist hier alles zu finden. Und der dicht besiedelste Ortsteil Friedenau wird als solcher kaum wahrgenommen, weil das Grün in denVorgärten wie ein halböffentlicher Raum wirkt.
So vielfältig wie die Bebauung ist, leben auch die Menschen in Tempelhof-Schöneberg. Wir erleben diese Vielfalt in den Kulturen, sexuellen Orientierungen, religiösen und gesellschaftspolitischen Vorlieben als Reichtum. Unsere Toleranz ist legendär, wir schätzen einander und helfen uns in praktischer Nachbarschaft.
Welche Projekte stehen nach den ersten 100 Tagen im Amt nun an?
Die Krisen unserer Zeit sind durch den Angriffskrieg auf die Ukraine in den Hintergrund getreten. Für die vielen Menschen, die jetzt Zuflucht bei uns suchen, müssen wir jetzt eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Land, den Bezirken und der Zivilgesellschaft organisieren.
Dieser Krieg geht uns alle an und wird uns alle betreffen. Deswegen ist es großartig, wenn viele Menschen, die das können, eine Unterkunft über die Plattform https://www.unterkunft-ukraine.de anbieten. Es ist jede Spende willkommen, die z. B. an Ärzte ohne Grenzen, Unicef oder das Deutsche Rote Kreuz geleistet wird. Darüber hinaus können Sachspenden abgegeben werden, die u.a. auch Bündnis 90/Die Grünen im Bezirk annehmen und weiterleiten.
Die Bereitschaft, den Menschen aus der Ukraine zu helfen, ist riesengroß und wir müssen auf allen Ebenen dafür Sorge tragen, dass diese Hilfe nachhaltig gut organisiert wird. Hierfür werde ich im Bezirksamt einen Krisenstab einrichten,der alle Ämter einbindet. Kooperation und Koordination sind jetzt mehr gefragt denn je.
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